Interview

Im Gespräch: Bertram Huke

einfo21 digital: Herr Huke, Sie sind Ende vergangenen Jahres in den Vitako-Vorstand gewählt worden. Was waren Ihre Beweggründe, in den Vorstand einzutreten?

Bertram Huke: Gerade in den letzten Jahren haben Bund und Länder für sich entdeckt, dass bei der Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltungen der größte Handlungsbedarf in den Kommunen liegt und beschlossen, diese Herausforderungen selbst in die Hand zu nehmen, anstatt stärker auf die bestehenden Kompetenzen in den Kommunen aufzubauen. Die kommunalen IT-Dienstleister spielen dabei eine wesentliche Rolle und daher müssen wir uns bundesweit noch besser abstimmen und organisieren. Die ekom21 war zwar bereits bei der Gründung der Vitako sehr aktiv und wir haben auch bisher eine enge Abstimmung mit dem Vitako Vorstand vorgenommen und uns in vielen Facharbeitsgruppen engagiert, aber es war überfällig, dass wir uns vor dem genannten politischen Hintergrund noch intensiver austauschen und abstimmen. In unserem Bundesland und auch darüber hinaus möchte ich daher diese Interessenvertretung gerne wahrnehmen.  Da meine Wurzeln kommunalpolitisch sind, kann ich meine langjährigen politischen Erfahrungen und Kontakte gerne in die Vorstandsarbeit einbringen. 

einfo21 digital: Wie haben Sie die ersten Monate Vorstandsarbeit wahrgenommen und was sind Ihre Prioritäten?

Bertram Huke: Ich habe die ersten Monate als sehr angenehm und konstruktiv wahrgenommen. Wir haben hier ein gutes Team, das sich offen und ergebnisorientiert austauscht. Die überregionalen Sichtweisen erweitern den Blick auf Entscheidungen im eigenen Bundesland und sind insofern eine Bereicherung. Die Fülle von Informationen, die teilweise topaktuell sind und auch unmittelbare Entscheidungen erfordern, sind andererseits eine echte Herausforderung. 

Erste Priorität für mich ist, dass die kommunale Stimme bei Bundes- und Landesbehörden Gehör findet. Dahingehend steht für mich der fachlich fundierte Austausch mit diesen Behörden ganz oben. Dazu gehört auch, dass wir in der Vitako uns eng miteinander abstimmen und in Sachfragen die kommunalen Belange nach vorne bringen – ich erwähne hier beispielsweise nur die Umsetzung des OZG oder den § 2b Umsatzsteuergesetz.

Der allgemeine Erfahrungsaustausch, um neue Dimensionen der Digitalisierung auszuloten und die Verwaltungsmodernisierung weiter zu forcieren, ist eine weitere Priorität.

einfo21 digital: Womit sind Sie derzeit bei ekom21 beschäftigt, was sind dort die Herausforderungen?

Bertram Huke: Wenn ich Ihnen jetzt etwas Anderes als Digitalisierung und OZG-Umsetzung nennen würde, würden sicher viele Leser die Stirn runzeln. Natürlich sind das aktuell auch unsere wichtigsten Themen. 

Wir sind gerade dabei, letzte Lücken in unserem Produktportfolio zu schließen, wir optimieren die Integration bestehender Lösungen in unsere digitale Kundenarchitektur und bereiten uns darauf vor, parallele Kundenprojekte in einer Dimension zu bewältigen, die wir auch bei größeren Verfahrensumstellungen oder Neueinführungen bisher so nicht hatten. Dazu müssen wir uns personell verstärken, müssen unsere internen Prozesse noch stärker digitalisieren und standardisieren und werden sicher auch unsere Partner stärker fordern. 

Aber, und das lehrt uns unsere Erfahrung, wir werden auch in diesem Projekt eine Lernkurve erleben und das ist die eigentliche Herausforderung für die nächsten Jahre: Notwendige Anpassungen der Lösungsbausteine oder des Beratungskonzepts schnell und konsequent umsetzen. 

einfo21 digital: Was gibt es nächstes Jahr auf Ihrer Hausmesse eXPO19 zu erleben?

Bertram Huke: Auch wenn die CeBit von der Bildfläche verschwunden ist: Digitale Kommunikation ersetzt nicht den direkten Kontakt und den Austausch mit unseren Kunden und Partnern. Seit Jahren steigende Teilnehmerzahlen sind ein deutliches Votum für die klassische Variante des Networkings. 

Schwerpunkt ist die Digitalisierung der Verwaltungen und hier besonders die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes in Hessen. Wir stellen unseren Kunden vor, wie wir sie bei diesem ehrgeizigen Vorhaben unterstützen werden, wie sich dabei unsere Lösungsbausteine zu einer effizienten Gesamtlösung zusammenfügen und wie wir die Kommunen in der digitalen Transformation begleiten werden. Natürlich blicken auch wir in unsere digitale Zukunft und stellen spannende Innovationen vor, mit den sich auch die öffentlichen Verwaltungen in ein paar Jahren beschäftigen werden. 

Auch unsere zahlreichen Partner unterstützen uns natürlich dabei mit eigenen Messeständen und Präsentationen. 

einfo21 digital: Wie lautet Ihr Zwischenfazit bei der Digitalisierung in Hessen?

Bertram Huke: Die extensive Informationsflut für die Digitalisierung der Verwaltung die seit Monaten auf allen Kanälen stattfindet hat nicht dazu geführt, dass in den Kommunen ein klares Bild von Zielen und Inhalten der Digitalisierung entstanden ist. Ganz im Gegenteil: Auf allen Verwaltungs- und Hierarchieebenen gab und es gibt es eine hohe Verunsicherung darüber, was denn nun zu tun ist und wie man nun diesen identifizierten „Berg“ bezwingen kann. 

Daher haben wir nun zunächst in unzähligen Gesprächen und drei zentralen Großveranstaltungen unsere Kunden informiert, sensibilisiert und ihnen unsere Lösungswege dargestellt: In unserer fast 50jährigen Geschichte konnten wir noch nie so viele Kommunen mobilisieren, wie für diese regionalen Informationsveranstaltungen.

In der Praxis haben wir bereits das Standesamts- und das Sozialportal online geschaltet und bieten unseren Kunden damit OZG-konforme Prozesse. Nun starten weitere Digitalisierungsprojekte – wir sind dabei gut vorbereitet, wissen aber auch aus vielen Gesprächen mit Vitako-Mitgliedern um die Herausforderungen, denen sich unsere Organisationen dabei stellen müssen. 

Daher sind wir froh, dass die Landesverwaltung Hessen die Herkulesaufgabe OZG aktiv unterstützt und in einen intensiven Dialog mit uns getreten ist. Wir können dabei auf unsere Erfolgsstory "Kommunales Dienstleistungszentrum Cybersicherheit KDLZ-CS verweisen, in der wir mit einer Landesförderung das Informationssicherheitsniveau der Kommune deutlich steigern konnten. 

Im Ergebnis sind wir daher in der Digitalisierung zwar gut unterwegs, allerdings ist es ein wenig früh für ein Zwischenfazit, denn wir haben auf der Marathonstrecke gerade erst zwei Platzrunden absolviert. 

Link zur Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister – VITAKO e. V.