
Forschungsprojekt ONCE
Online einfach anmelden bleibt eine Herausforderung
Mit dem Startschuss 2020 für das Forschungs- und Entwicklungsprojekt als Teil des Innovationswettbewerbs „Schaufenster Sichere Digitale Identitäten“ begann für die ekom21 die Entwicklung neuer ID-Konzepte für digitale Verwaltungsleistungen. Das Ziel war es, in einer Wallet (App) auf dem Smartphone verschiedenste Nachweise und Dokumente, wie Führerschein, Bibliotheksausweis oder Schwimmbadkarte, zu hinterlegen, um die eigene Identität samt Berechtigungen mit wenigen Klicks online sicher nachweisen zu können. So weit die Theorie.
Digitaler Umzug in Willingen war eine von mehreren Anwendungen
In der Praxis konnte die im ONCE-Projekt erarbeitete Technologie beim Bibliotheksausweis mit der Stadt Wetzlar testweise umgesetzt und erfolgreich auf der eXPO23 gezeigt werden. Das Prinzip wäre übertragbar auf viele weite Anwendungen, wie Mitglieds- und Schülerausweise, eine Ehrenamts- oder auch eine Schwimmbadkarte. Darüber hinaus stand eine kommunale Identität auf Basis von Registerdaten im Fokus. Bürgerinnen und Bürger einer Stadt sollen sich hiermit bei unterschiedlichen Onlinediensten identifizieren oder diese auf dem Smartphone auch vor Ort nutzen können, etwa für eine Altersverifikation oder Einwohnervergünstigungen. Die Integration der kommunalen Identität wurde u. a. in der BundID (zentrales Konto zur Identifizierung für Online-Anträge) für den Anwendungsfall eines digitalen Umzugs umgesetzt. Dieser wurde exemplarisch für die Stadt Willingen konzipiert, hat allerdings ebenfalls noch nicht den Sprung in die Praxis geschafft. Genau dafür war das Forschungsprojekt gedacht: durch Schaufensteranwendungen aufzeigen, was unter welchen technischen und gesetzlichen Voraussetzungen machbar ist. So beteiligte man sich auch mit der Stadt Offenbach an der Pilotierung eines digitalen Führerscheins, der sog. mobile driving license. Die Ergebnisse fließen derzeit auf EU-Ebene ein mit dem Ziel, in wenigen Jahren auch in Deutschland den Führerschein auf die Smartphones zu bringen. Ebenfalls wurde die digitale Änderung der Namensreihenfolge im Standesamt mit der Stadt Wiesbaden konzipiert und visualisiert. Da der Gesetzgeber nach wie vor die persönliche Anwesenheit der antragstellenden Person verlangt und ein Video-Ident-Verfahren nicht ausreicht, bleibt es zunächst bei dem analogen Vorgang.
Bürgerinnen und Bürger sowie die Verwaltung profitieren vom Forschungsprojekt
Motivation für die Beteiligung im ONCE-Konsortium war u. a. das Potenzial für digitale Nachweise und die benutzerfreundliche Gestaltung von Identifikationen, erläutert Matthias Martin, Unternehmensbereichsleiter Softwareentwicklung und ekom21-Projektleiter bei ONCE. Die eID-Funktion ist in Deutschland seit über 13 Jahren verfügbar und steht in der Theorie allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Für den praktischen Einsatz sind die Rechtsgrundlagen geschaffen, die Herausforderungen insbesondere auf Anwenderseite, aber auch auf Seite der Diensteanbieter, ganz unterschiedlich. Und manchmal scheitern Nutzende auch nur haarscharf: „Wenn der Ausweis nicht absolut korrekt an das Smartphone gehalten wird, funktioniert die Identifizierung nicht“, erklärt Ingmar Klippert vom Unternehmensbereich Softwareentwicklung der ekom21. Man braucht etwas Übung und Millimeter können für den Erfolg entscheidend sein.
„Im Rahmen der Verwaltungsdigitalisierung brauchen wir dringend ID-Systeme mit hoher Verbreitung und rechtlicher Verankerung“, ergänzt Martin, der die eID-Funktion für die Online-KFZ-Abmeldung bei hessischen Zulassungsbehörden vor einigen Jahren miteingeführt hat. Eine stärkere Verbreitung der eID in der Privatwirtschaft wäre für die Steigerung der Nutzerakzeptanz und Fallzahlen bei der stetig wachsenden Anzahl von Online-Verwaltungsprozessen hilfreich. Andere Länder können hier als Blaupause dienen und auch das Beispiel ePayment zeigt, dass die Privatwirtschaft bei der Nutzerakzeptanz und Verbreitung eine wichtige Rolle spielt. Hoffentlich gelingt dies mit der aktuellen Entwicklung auf europäischer Ebene, der sog. EUDI-Wallet, womit eine digitale Identität für das Smartphone kommen wird. Hier fließen ebenfalls die Ergebnisse aus ONCE durch die Beteiligung einiger Projektpartner mit ein. „Wir haben viele Erfahrungswerte mitgenommen“, ergänzt Klippert. Von diesen werden auch die Nutzenden jenseits von ONCE profitieren: Eine mehrstufige und dennoch einfache Identifizierung mit Nutzerführung wird derzeit getestet – ohne wackeligen Ausweisscan. Das kann eine gute Ergänzung zur eID sein, um zeitnah mehr Nutzenden den Zugang zu Online-Verwaltungsprozessen mit sicherer Identifizierung zu ermöglichen.
Digitale Verwaltungsprozesse sollten nicht bei Nachweisen auf Papier enden. So war die Digitalisierung von Nachweisen mit neuen technologischen Ansätzen ein Schwerpunkt in ONCE. Mit diesen Erkenntnissen wird nun weiter an ONCE gearbeitet, wie ekom21-Projektleiterin Verena Thinnes versichert: Die aus ihrer Sicht „spannende und sehr angenehme Arbeit in dem Netzwerk“ wird fortgesetzt. Damit noch mehr Anwendungsfälle den Weg aus dem Reallabor ins wirkliche Leben schaffen.
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) innerhalb des Technologieprogramms „Schaufenster Sichere Digitale Identitäten“ gefördert und vom DLR Projektträger „Digitale Technologien und Anwendungen“ im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Köln, betreut.
