Die Menschen mitnehmen

Digitale Kompetenz in Darmstadt

„Wir verstehen Digitalisierung als große Gemeinschaftsaufgabe. Diese lässt sich eben nicht allein auf Technik oder Vernetzen reduzieren. Unser Vorsatz ist, mit Digitalisierung den Alltag der Bürgerinnen und Bürger zu erleichtern und niemanden von dieser Entwicklung auszuschließen. Barrierearmut in der digitalen und der analogen Welt, digitale Teilhabe und digitale Kompetenz – das sind die Pfeiler unserer Digitalisierungsrezeptur“, antwortet Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch im Interview (https://www.ekom21.de/infocenter/einfo21-digital/2020/dezember/partsch/) mit e-info21 digital auf die Frage nach dem Darmstädter Erfolgsrezept. 

Unfreiwillig im digitalen Abseits?  Nicht in Darmstadt

Die Zahl der Digital-Projekte in Darmstadt ist beeindruckend und sie strahlen große Dynamik aus. Wasser, Umwelt, Verkehr, Verwaltung – viele Bereiche des kommunalen Lebens werden gezielt digitalisiert. Aber es gibt auch Projekte, die explizit den Umgang mit Technologie fokussieren. Neben Innovationen sucht man nämlich Wege, um den Bürgern den vollen Nutzen ebenso wie den kritischen Umgang mit der Digitalisierung zu erschließen. Niemand soll unfreiwillig im Abseits stehen.

Digital kompetent ist mehr als Knöpfchen drücken

Ein Angebot ist das „Haus der digitalen Medienbildung“ (HddM). Das Projekt der Digitalstadt Darmstadt GmbH wird zusammen mit dem Sozialdezernat der Wissenschaftsstadt Darmstadt, dem Institut für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen e. V. (MuK) sowie dem Jugendamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt umgesetzt. Wesentliches Ziel: Die neuen Möglichkeiten, aber auch die Herausforderungen durch digitale Dienste gezielt zu Chancen für alle Menschen machen. Wie etwa geht man mit ständiger Erreichbarkeit, neuen Nachrichten- und Informationsangeboten inklusive Fake-News, Sozialen Netzwerken und dem digitalen Lernen um?

Ein Bildungsangebot zum Leben in der digitalen Medienwelt bietet Aufklärung, Austausch und Reflexion. Die Fachleute bieten dazu einerseits Workshops in Grund- und weiterführenden Schulen. Sie adressieren aber auch Eltern, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte mit einem breiten medienpädagogischen Angebot. Menschen und nicht die Medien stehen im Mittelpunkt, denn digital kompetent zu sein erfordert mehr als Knöpfchen drücken. So findet man Veranstaltungen (aktuelle Termine: https://hddm-darmstadt.de/veranstaltungen-termine) zum digitalen Lernen ebenso wie Workshops zu Cybermobbing, Gaming, Suchmaschinen-Nutzung oder auch „Verschwörung, Verheißung und Fake-News – Wahrheit als Geschäft“.

Neue Möglichkeiten der digitalen Teilhabe

Das Projekt „Digital für Alle“ hat das Ziel, allen Bürgern der Stadt digitale Teilhabe zu ermöglichen. Denn die Digitalisierung sieht man nicht nur als Thema für junge Menschen oder solche mit Medienerfahrung. So liefert das Projekt Antworten auf die Frage: Wie kann man Bürgerinnen und Bürgern mit geringer Medienkompetenz oder Beeinträchtigungen den Zugang zur digitalen Welt erleichtern und ihnen mit neuen Medien mehr Teilhabe ermöglichen?

Seit Juni 2019 kommen Erwachsene mit Lernschwierigkeiten monatlich in einem Workshop zusammen, um sich einen Zugang zur digitalen Welt zu erarbeiten. Adelheid Wolf von der Stabstelle Sozialplanung und Projektkoordination im Sozialdezernat der Wissenschaftsstadt Darmstadt sieht in dem Workshop die Chance, voneinander zu lernen: „Mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kann ich gemeinsam Materialien und Vorgehensweisen erproben, evaluieren und auch anpassen – als Grundlage für die Entwicklung weiterer Workshop-Angebote.“

Handbücher in einfacher Sprache

Ein barrierefreier Veranstaltungskalender – in leichter Sprache, mit Erklärvideos oder Illustrationen, die über Veranstaltungen informieren – ist ebenfalls Teil von „Digital für Alle“. Entstanden sind auch Handbücher, die in einfacher Sprache Grundlagen der digitalen Welt vermitteln. Aktuell liegen das Handbuch „Smartphone“ und das Handbuch „Internet“ vor. Erarbeitet haben die beiden Bücher eine Gruppe von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, als Experten in eigener Sache, zusammen mit Studierenden der Heilpädagogik und dem Übersetzungsbüro für Einfache und Leichte Sprache.

Digitalisierung darf nicht ausgrenzen

In Darmstadt geht man schnell in Richtung Zukunft voran. Aber man ist sich auch bewusst, dass Digitalisierung Begleitung braucht, Bürgerinnen und Bürger mitnehmen muss und Grenzen hat. Oberbürgermeister Jochen Partsch: „Was uns die Digitalisierung niemals abnehmen wird und kann, sind das soziale Miteinander und die Fürsorge füreinander. Für eine Kommune bedeutet dies: Alle digitalen Services und Rahmenbedingungen, die sie auf den Weg bringt, sollte sie auch analog vorhalten, allein um barrierearm zu sein. Wir müssen dafür sorgen, dass Digitalisierung nicht ausgrenzt.“

Weiterführende Informationen

Das Haus der digitalen Medienbildung (HddM) in Darmstadt unterstützt junge Menschen und Eltern beim Umgang mit der Digitalisierung: https://hddm-darmstadt.de/

Das Projekt „Digital für Alle“ hat das Ziel, allen Mitgliedern der Gesellschaft die digitale Teilhabe zu ermöglichen: https://www.digitalstadt-darmstadt.de/story-digital-fuer-alle/