
Kooperieren und profitieren
Ein Wegweiser zur erfolgreichen IKZ
Michael Meichsner, Projektverantwortlicher "Land kann Digital", gab auf der eXPO24 einen Einblick in die Praxis der smarten Stadtentwicklung der IKZ Schwalm Eder West durch die Nutzung von cosma21.
Synergien nutzen
IKZ bezeichnet die Kooperation zwischen verschiedenen Kommunen, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen und Synergien zu nutzen. Das Land Hessen fördert diese Kooperationen gezielt, um in Zeiten von Digitalisierung und Smart City-Technologien die notwendige Transition zu erleichtern.
Die Bilanz kann sich sehen lassen: Seit der Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung zur Förderung der IKZ im August 2008 wurden in Hessen 478 Projekte von mehr als 400 Kommunen mit einer Fördersumme von rund 32,7 Millionen Euro bewilligt. Mithilfe der IKZ konnten diese Kommunen eine Vielzahl von Projekten in Bereichen wie Digitalisierung, Umwelt- und Klimaschutz sowie Infrastruktur umsetzen.
Warum IKZ?
Insbesondere kleinere Kommunen in Hessen profitieren von der IKZ erheblich. Denn durch die Kooperation mit Nachbarkommunen entstehen Netzwerke, die den Wissensaustausch und die Umsetzung von Großprojekten erleichtern. Ein besonders spannendes Beispiel ist die Smart Region Schwalm-Eder-West, in der fünf Kommunen gemeinsam Digitalisierung und Vernetzung vorantreiben. Die Nordhessen sorgen mit gebündelten Kräften für IT-Infrastruktur, digitale Verwaltung und innovative Projekte zur intelligenten Verkehrssteuerung oder smarten Energienutzung.
Beim genaueren Blick auf die Vielzahl der Projekte zeigen sich fünf zentrale Vorteile von IKZ für die hessischen Gemeinden und ihre Bürgerinnen und Bürger:
- Qualitätssteigerung der Arbeitsergebnisse: Spezialisierung auf Aufgabenbereiche und interkommunale Arbeitsteilung erhöht die Qualität der Arbeitsergebnisse.
- Verbesserung der Auslastung und Leistung: Bessere Ressourcennutzung führt zu höherer Auslastung und gesteigerter Leistungsfähigkeit.
- Teilhabe am Know-How der Partnerkommunen: Austausch von Wissen und Erfahrungen verbessert die Effizienz.
- Aufrechterhaltung des Dienstleistungsangebots im demografischen Wandel: Leistungen bleiben – trotz sinkender Mittel – in hoher Qualität erhalten.
- Reduzierung von Kosten und Erhöhung der Wirtschaftlichkeit: Gemeinsame Nutzung von Ressourcen senkt Kosten und erhöht die Wirtschaftlichkeit.
IKZ und ekom21
IKZ hat viele Förder- und Wirkungsbereiche, doch Technologie ist immer von zentraler Bedeutung. Der langjährige hessische IKZ-Experte – und jüngst anlässlich seiner Pensionierung von der Gießener Allgemeinen als „Mister IKZ“ gewürdigte – Claus Spandau betont: „Die hessischen Kommunen brauchen hierbei die Unterstützung ihres kommunalen IT-Dienstleisters nicht nur für entsprechende Angebote bei Hard- und Software, sondern auch dessen Beratung und Begleitung bei einer entsprechenden Projektumsetzung“.
Die ekom21 spielt in der Tat bei IKZ-Projekten gleich dreifach eine zentrale Rolle für Hessens Kommunen. Erstens agiert sie als Beratungspartner, der beim Förderantrag hilft und gemeinsam mit den Kommunen ein Konzept entwickelt. Die Beratungsleistungen umfassen die Analyse der aktuellen Situation, die Definition der Projektziele und die Erstellung eines detaillierten Plans für die Umsetzung der Maßnahmen. Dazu gehören zweitens Machbarkeitsstudien oder die Ermittlung von Kosten- und Einsparungspotenzial. Denn: Ein Beleg wirtschaftlicher Machbarkeit ist Voraussetzung für einen Förderbescheid. Und drittens liefert die ekom21 die technischen Lösungen und unterstützt bei der Implementierung. Mit der Digitalisierungsplattform civento oder der urbanen Datenplattform cosma21 haben Kommunen Zugriff auf erstklassige Werkzeuge für OZG, Smart City und Verwaltungsdigitalisierung. Das Angebot ist sehr breit, lassen Sie uns zwei herausgreifen: Künstliche Intelligenz und Chatbots.
IKZ und KI
Künstliche Intelligenz (KI) umfasst Technologien, die Maschinen in die Lage versetzen, Aufgaben zu erledigen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Dazu gehören maschinelles Lernen, natürliche Sprachverarbeitung und Bildverarbeitung. In der Verwaltung kann KI genutzt werden, um große Datenmengen zu analysieren und prädiktive Analysen durchzuführen. Beispielsweise könnten Verkehrsströme in Echtzeit überwacht und optimiert werden, um Staus zu vermeiden und den Verkehrsfluss zu verbessern. Durch die Analyse von Energieverbrauchsdaten in öffentlichen Gebäuden kann KI beispielsweise dazu beitragen, den Energieverbrauch zu senken und Kosten zu sparen. Solche Maßnahmen führen zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen und tragen zur Nachhaltigkeit bei.
IKZ und Chatbots
Ein anderes Innovationsthema mit IKZ-Potenzial sind Chatbots, also Programme, die menschenähnliche Gespräche führen können, indem sie Texteingaben verstehen und darauf antworten. In der Verwaltung bieten Chatbots den Bürgerinnen und Bürgern eine einfache Möglichkeit, rund um die Uhr Informationen zu erhalten und Anfragen zu stellen. Sie können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden: zum Beispiel im Bürgerbüro, um häufig gestellte Fragen zu beantworten, oder in der Kfz-Zulassungsstelle, um Termine zu vereinbaren. Dies reduziert Wartezeiten und entlastet die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auf komplexere Aufgaben konzentrieren können.
Ein sehr plastisches Beispiel für den Einsatz von Chatbots und KI ist die Entwicklung des ersten Chatbots der ekom21 für den Landeswohlfahrtsverband Hessen. Dieser Chatbot wurde entwickelt, um Anfragen zu den Leistungen und Zuständigkeiten des Verbands zu beantworten und den Bürgerinnen und Bürgern schnell und unkompliziert Zugang zu wichtigen Informationen zu bieten. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass der Chatbot von der ekom21 selbst entwickelt wurde, um den Datenschutz zu gewährleisten: Die Eigenentwicklung stellt sicher, dass die sensiblen Daten der Bürgerinnen und Bürger geschützt bleiben und nicht an Dritte weitergegeben werden. Viele weitere Anwendungen sind denkbar.
Förderung nutzen
Die Gründung einer IKZ erfolgt in mehreren Schritten. Interessierte Kommunen müssen zunächst eine gemeinsame Zielsetzung und einen detaillierten Projektplan erstellen, der Maßnahmen und Zuständigkeiten festlegt. Hierbei unterstützt die ekom21 als Beratungspartner hinsichtlich des Antragsschreibens an die Förderstellen.
Um Fördermittel zu erhalten, müssen die beantragten Projekte klare und messbare Ziele haben und zur Verbesserung der Effizienz und Qualität der kommunalen Dienstleistungen beitragen. Zudem müssen die Projekte innovativ sein und einen nachhaltigen Nutzen für die beteiligten Kommunen bieten. Die Anträge sollten eine detaillierte Beschreibung der geplanten Maßnahmen, einen Zeitplan sowie eine Kosten- und Finanzierungsübersicht enthalten. Auf der Webseite des Beratungszentrums Hessen stehen Muster und Beispiele zur Verfügung, die als Vorlage für eigene Anträge genutzt werden können.
Die Förderhöhe für IKZ-Projekte in Hessen ist beträchtlich: Das Land bietet finanzielle Unterstützung von bis zu 90 % der förderfähigen Kosten, um die Realisierung solcher Projekte zu ermöglichen. Zahlreiche Förderprogramme wurden speziell für IKZ und Smart City-Projekte aufgelegt. So bietet beispielsweise das Programm „Starke Heimat Hessen“ bis 2024 finanzielle Unterstützung für Kommunen, die innovative Projekte umsetzen möchten. Bei der Antragstellung ist es wichtig, die Förderkriterien genau zu beachten und eine sorgfältige Projektplanung vorzulegen.
Fazit
IKZ ist eine gute Lösung für zukunftsweisende Projekte. Außerdem ist diese Art der Zusammenarbeit ein effektiver Weg, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern und die Lebensqualität in hessischen Kommunen zu verbessern. Durch die Unterstützung der ekom21 können Kommunen gemeinsam innovative Lösungen entwickeln und umsetzen. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass IKZ ein erfolgversprechendes Modell für die Zukunft ist. Die Digitalisierung in Hessen profitiert erheblich von solchen Kooperationen.
Aktuelle Projekte in Hessen
Smart Region Schwalm-Eder-West
Diese Region, bestehend aus den Kommunen Neuental, Bad Zwesten, Borken, Jesberg und Wabern, fokussiert sich auf fünf Entwicklungsfelder: Smart Environment, Smart Building, Smart Lighting, Smart Tourism und Smart Traffic. Beispiele umfassen die Messung von Lärm- und Luftbelastung mittels Sensorik, die smarte Steuerung der Straßenbeleuchtung und die Optimierung von Heizung, Lüftung und Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden.
IKZ-Klimaanpassungskonzept Rheingau-Taunus-Kreis
Die Kommunen Eltville am Rhein, Kiedrich, Oestrich-Winkel, Schlangenbad und Walluf arbeiten zusammen an einem integrierten Klimaanpassungskonzept, um den Folgen des Klimawandels wie Starkregen und Trockenheit zu begegnen. Das Projekt umfasst die Erstellung eines umfassenden Klimaanpassungskonzepts, das präventive Maßnahmen und Anpassungsstrategien kombiniert. Dazu gehören unter anderem die Installation von Sensoren zur Überwachung von Klimadaten und die Implementierung von Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Ortschaften und Ökosystemen.
Digitale Kommune@Hessen
Die hessischen Kommunen Fulda, Gießen, Limburg, Marburg, Offenbach und Wetzlar haben sich in der interkommunalen Zusammenarbeit Digitale Kommune@Hessen zusammengeschlossen, um gemeinsam die Herausforderungen der Digitalisierung anzugehen. Kern ihrer Arbeit ist die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) im Sinne einer umfassenden Verwaltungsdigitalisierung. Zu den Projekten gehören die Entwicklung eines digitalen Bürgerportals, die Einführung eines zentralen Dokumentenmanagementsystems und die Implementierung von Online-Diensten für Bürgeranfragen und Anträge.