Datenplattform cosma21 unterstützt

Frankenberg auf dem Weg zur Smart City

Für die Stadt Fankenberg (Eder): Henning Huchthausen (Smart City Koordinator), Jürgen Saure (Leitung Abteilung Stadtentwicklung und Umwelt), Sebastian Prause (Leitung Abteilung Stadtentwicklung und Umwelt), Barbara Eckes (Bürgermeisterin)
Für die ekom21: Björn Brede (Geschäftsführer ekom21), Thea Januschewski (Produktverantwortliche cosma21)
Für [ui!] Urban Software Institute GmbH/[uli!] Urban Lighting Innovations GmbH: Matthias Weis (Geschäftsführer Urban Lighting Innovations), Peter Heuser (Manager Project-Development & Execution)

Stadt geht voran

Die offene urbane Datenplattform cosma21 steht für die Stadt im Zentrum des Projekts. Vor rund einem Jahr hat die Stadt die Datenplattform des kommunalen Gebietsrechenzentrums ekom21 beauftragt, um damit verschiedene Anwendungsfälle (Use Cases) umzusetzen und abzubilden. Die Idee: Daten aus verschiedenen Bereichen werden von Sensoren erfasst, auf der Datenplattform gebündelt, für die weitere Nutzung aufbereitet und in einem Dashboard abgebildet. Im Landkreis ist Frankenberg die erste Stadt, die mit cosma21 arbeitet und den Smart City-Ansatz so umfassend verfolgt.

„Frankenberg geht mit seinem Smart City-Ansatz hier voran und die bisherigen Projektergebnisse machen die Tür zu einer vernetzten Stadt weit auf“, erklärt Frankenbergs Bürgermeisterin Barbara Eckes.
„In einigen Bereichen ist die Vernetzung zukünftig sicher auch kommunenübergreifend sinnvoll, denn Naturereignisse wie ein Hochwasser machen auch nicht an der Stadtgrenze Halt.“

„Ich freue mich sehr, dass das Smart City-Projekt in Frankenberg sichtbare Fortschritte macht“, äußert sich auch Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus positiv. „Mit der Förderung in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro im Rahmen unseres Programms ‚Starke Heimat Hessen‘ unterstützen wir die Stadt gerne dabei, noch smarter, nachhaltiger und lebenswerter zu werden. Der Einsatz digitaler Technologien – wie jetzt beim Smart Parking – zeigt, wie innovative Lösungen den Alltag der Menschen ganz konkret verbessern können.“

Smart Parking

Im Bereich Smart Parking sind gleich zwei Projekte in der Testphase. An den Einfahrten von zwei großen öffentlichen Parkplätzen sind vor Kurzem Sensoren installiert worden, die die jeweilige Belegung der Parkplätze aufzeichnen. Darüber hinaus wurden die beiden Wohnmobilstellplätze am Philipp Soldan Forum sowie auf der Wehrweide mit Belegungssensoren ausgestattet.

Die Stadt hat sich bei den Parkplätzen für Wärmesensoren entschieden, die jedes Fahrzeug an der Zufahrt zum Parkplatz erfassen und zählen. Übertragen wird an die Datenplattform nur eine Zahl; weitere Informationen wie Fahrzeugtyp, Insassen oder Parkdauer werden nicht erfasst.

Die Erhebung liefert in Zukunft verlässliche Belegungszahlen in Echtzeit für die beiden wichtigen innerstädtischen Parkplätze – getreu dem Grundsatz „wissen statt glauben“. Bürger werden die Belegung auf dem Dashboard der Stadt einsehen und so ihre Parkentscheidung anpassen können, sodass der Parksuchverkehr reduziert werden kann. Das System kann so bei Bedarf zukünftig auch die Basis für ein größer angelegtes Parkleitsystem sein.

Die Datenerfassung bei den Wohnmobilstellplätzen erfolgt auf andere Weise. Die einzelnen Stellplätze wurden mit Bodensensoren ausgestattet. Durch die Platzierung der Sensoren kann dabei zwischen Wohnmobilen und (falsch) geparkten Autos unterschieden werden. Der Mehrwert besteht hauptsächlich darin, dass Wohnmobilisten zukünftig im Vorfeld sehen können, ob Stellplätze frei sind. So werden unnötige Fahrten vermieden. Für die Stadtverwaltung und das Tourismusmanagement sind Auswertungen zu Nutzungshäufigkeit, Belegungsdauer und Auslastung interessant.

Über das Dashboard sind die Belegungszahlen der Parkplätze bald schon online für die Öffentlichkeit einsehbar. So könnte jede und jeder schon vor der Fahrt nach Frankenberg sehen, ob ein Park- oder Stellplatz frei ist.

Smart Lighting

Die Stadt hat insbesondere entlang der Radwege und an einem zentralen innerstädtischen Parkplatz neue Straßenbeleuchtung mit zusätzlichen Sensoren für „mitlaufendes Licht“ aufgestellt und in die Datenplattform integriert. Die Leuchten werden nur bei Bewegung aktiviert und gehen nach einer definierten Zeit wieder aus. Das Prinzip „Licht bei Bedarf“ (light on demand) reduziert den Stromverbrauch sowie die Lichtverschmutzung im sensiblen Naturraum – ohne Abstriche bei der Sicherheit von Passanten und Fahrradfahrenden. Gleichzeitig erleichtert die Technik die Einrichtung und Wartung der Leuchten.

Die neuen smarten Leuchten, die sich aus der Ferne auch steuern lassen und Probleme selbstständig melden, sind schon komplett in die Datenplattform integriert. Hinter den Kulissen werden Status und Energieverbräuche der Straßenlaternen, aber auch die CO2-Einsparung durch die neue Technologie erfasst. Das hilft, den Energieverbrauch der Stadt und Erfolge beim Energiesparen stets im Blick zu behalten.

Aufgrund der ersten positiven Erfahrungen mit den smarten Leuchten aus dem Förderprojekt hat die Stadt bereits weitere mit der gleichen Technologie installieren lassen.

Mehr Transparenz

Die Datenplattform soll zukünftig als Drehscheibe fungieren – einerseits als Basis für die interne Datensammlung zur Entscheidungsfindung und Arbeitserleichterung und andererseits auch für die Kommunikation nach außen. Für interessierte Bürgerinnen und Bürger hingegen werden über das Genannte hinaus schon bald auch lokal gemessene Wetter- und Luftqualitätsdaten, Gewässerpegelstände und die Füllstände einzelner Abfallbehälter einsehbar sein. Aktuell läuft der Testbetrieb und es werden bereits Wasserstandsdaten vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNuG) eingespielt. In Zukunft sollen eigene städtische Sensoren die Daten ergänzen.

„Wir sammeln mit unseren Use Cases aktuell nicht nur relevante Daten, sondern auch jede Menge Erfahrungen, von denen sowohl die Verwaltung wie auch die Bürgerschaft profitieren wird. Mit Blick in die Zukunft sind auf jeden Fall auch noch weitere spannende Anwendungen denkbar“, schaut Frankenbergs Smart-City-Manager Henning Huchthausen weiter nach vorne.

Vorreiterrolle

Frankenberg ist beim Thema Smart City/Smart Region Vorreiter, wie ekom21-Geschäftsführer Björn Brede verdeutlicht: „Mithilfe unserer Lösung ‚cosma21‘ ermöglichen wir unseren Kunden smarter zu werden. Die Lösung ist auf die Bedürfnisse von Kommunalverwaltungen angepasst und wartet mit einer großen Zahl an vordefinierten Anwendungsfällen auf, die die Umsetzung vereinfachen“.

Kern des Angebotes ist eine standardisierte offene Datenplattform, die Daten sammelt, harmonisiert und damit neues Wissen bereitstellt. Rund 50 Anwendungsfälle, die sogenannten Use Cases, stehen dabei zur Auswahl und viele weitere befinden sich in der Entwicklung.

Björn Brede: „Durch die Nutzung unserer Digitalisierungsplattform für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) und unserer Urbanen Datenplattform ergeben sich zahlreiche Vorteile. In Kombination mit Daten aus unseren kommunalen Fachverfahren ermöglichen wir medienbruchfreie Prozesse, barrierefreie Dokumente und Lösungen, raumbezogene Daten sowie eine zielgruppenorientierte Visualisierung der Daten und neu generiertes Wissen – einerseits für Entscheider in der Verwaltung, zum Steuern von Prozessen und zur Visualisierung und Transparenz für die Öffentlichkeit“.

Weitere Use Cases
  • Smart Environment

    Die smarte Lösung der ekom21 bietet weitere Anwendungsfälle wie zum Beispiel Smart Environment, bei dem es um die Erfassung und Analyse von Lärmbelastungen und damit um die Förderung der öffentlichen Gesundheit und Minderung von Lärmquellen geht.

  • Winterdienst

    Ein weiterer Anwendungsfall ist der Winterdienst, über den der Zustand der Straßenoberfläche durch Sensorik erfasst wird. Dadurch können Verkehrsteilnehmende und Verkehrsmanagementzentren schnell und effektiv auf Gefahren reagieren, den Verkehrsfluss verbessern und den Einsatz von Straßenreinigungskräften und Streufahrzeugen optimieren.

  • Überwachung und Bereitstellung von Luftqualitätsdaten und Umweltindikatoren

    cosma21 ermöglicht außerdem die Überwachung und Bereitstellung von Luftqualitätsdaten und Umweltindikatoren wie Temperatur, Ozon, Feinstaub und NO₂ zur Bewertung und Optimierung der Luftqualität und des Mikroklimas in Kommunen.

  • Bodenfeuchtigkeits-Monitoring

    Mit dem Bodenfeuchtigkeits-Monitoring lässt sich beispielsweise eine bedarfsorientierte und ressourcenschonende Bewässerung in kommunalen Grünanlagen und an einzelnen Bäumen sicherstellen. Mit cosma21 ist in heißen Sommern auch das Erkennen von Hitzeinseln zur Optimierung von Flächen mit hoher Temperaturbelastung, beispielsweise durch Begrünungsmaßnahmen, möglich.

Diese und viele weitere Use Cases stehen den Kommunen heute schon zur Verfügung, um der Verwaltung als auch den Bürgerinnen und Bürgern smarte Services anbieten zu können.

(Dieser Bericht erschien auch in der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift Kommune21)